Ursachen, Versagen und konkrete Lösungen für die Messerkriminalität in Deutschland.
Messerkriminalität und kein Ende - Endspiel Teil 1
Endspiel Teil 1
Wer unsere Berichte zur Messerkriminalität auf dieser Webseite gelesen, oder zumindest die daraus entstandenen Podcast dazu gehört hat, weiß: die tägliche Messerkriminalität ist nicht über Nacht aufgepoppt wie die Fahrradwege auf den Hauptstraßen Berlins. Die Diskussion um die Ursachen der Messerkriminalität ist zu weiten Teilen aber ebenso absurd, weltfremd und rein ideologisch.
Im Ergebnis wird die Mehrheit der Menschen in Deutschland einer gewalttätigen Minderheit und deren Unterstützern ausliefert, die von der Angst aufrichtiger Menschen, egal welcher Hautfarbe, Herkunft oder Religion leben. So entsteht als Konsequenz auch ein gewaltiges Integrationshindernis. Wer den Tätern nicht aus dem Weg geht, muss mit lebensbedrohlichen Konsequenzen rechnen. Das kostet uns seit Jahren sehr viel unserer früheren Freiheit und Unabhängigkeit, da wir nun Orte meiden müssen, die wir sonst gerne besucht haben.
Politik ohne BISS
Jeder Messerangriff auf das Leben eines Unschuldigen ist das Ergebnis der individuellen Entwicklung des Täters, wie wir in den ersten Teilen unserer kleinen Serie an Berichten zum Thema dargelegt haben. Aber die Messerkriminalität im Ganzen ist aus unserer Sicht das Ergebnis vollkommenen Politikversagens. Im wahrsten Sinne des Wortes ist sie das Resultat einer weltfremden, zahnlosen, Politik ohne BISS.
Die Wurzeln der Gewalt
Für das Mitführen und den tödlichen Einsatz eines Messers, ist ein bewusstes Entscheiden notwendig, das massiv durch kulturelle Prozesse geprägt ist. Der Entschluss, sich durch das Mitführen einer einsatzbereiten Waffe darauf vorzubereiten, einen Menschen bei der nächsten Gelegenheit aus nichtigem Anlass zu töten, gründet sich vorwiegend auf der Erziehung in einem, für die gesunde Entwicklung eines Kindes, toxischen Elternhauses. Auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen, die diese kritischen Entscheidungsprozesse wesentlich bestimmt, hat unsere demokratische Gesellschaft aus guten Gründen nur im absoluten Ausnahmefall Einfluss nehmen wollen - und viele Jahrzehnte auch nicht müssen. Die kriminelle Messerkultur ist daher auch keine Folge der dunklen Jahre der deutschen Geschichte oder ihrer Traditionen.
Gewaltbereitschaft entsteht nicht nur im Elternhaus. Sie wird besonders dort stabil, wo sich ganze Gruppen fundamentalistisch oder autoritär geprägter Familien oder Lebensgemeinschaften gegenseitig verstärken. In solchen Gemeinschaften wird Gewalt nicht nur im privaten Rahmen vermittelt, sondern, oft mit religiöser oder kultureller Legitimation, kollektiv eingefordert. Kinder und Jugendliche wachsen dann in einem Umfeld auf, in dem Gewalt als Mittel der Erziehung, der Machterhaltung oder der Wiederherstellung von „Ehre“ gilt.
Diese Muster setzen sich in Peer-Groups, Cliquen und Jugendkulturen fort, wo sie durch Musikrichtungen wie „Drill Rap“1 und gewaltverherrlichende sowie frauen- und schwulenfeindliche Social-Media-Inhalte zusätzliche Bestätigung finden. So entsteht als unmittelbare Folge eine Subkultur, die Gewalt nicht nur akzeptiert, sondern als Statussymbol feiert. Wer kein Messer trägt, gilt als schwach; wer eines einsetzt, gewinnt Ansehen und Macht.2 Ein Gefängnisaufenthalt wird zum anerkannten Bestandteil der Sozialisation.
Das ist keine individuelle Fehlentwicklung mehr, sondern eine fest verankerte Gewaltkultur, die demokratischen Grundwerten frontal entgegensteht und unsere Schulen, Parks und Innenstädte freiheitsvernichtend prägt. Sie ist nicht gottgegeben und nicht genetisch determiniert – sie ist das Produkt sozialer und kultureller Prozesse, die wir als Gesellschaft viel zu lange ignoriert haben.
Eine Kultur der Verdrängung
Ihr Einzug in den Alltag der friedlichen Menschen in Schwimmbädern3, Diskotheken4, in Einkaufsmeilen5 und sogar in Schulen6,7,8 und Kindergärten9 ist damit die direkte Folge einer Politik, die sich vollkommen von der Realität abgekoppelt hat und den Bürger für ihr Versagen im wahrsten Sinne des Wortes bluten lässt. Wer sich die Mühe macht, dazu im Internet zu recherchieren, muss dabei immer im Hinterkopf behalten, dass, wie wir in unserem Beitrag zur Polizeilichen Kriminalstatistik belegt haben, nur ein Teil der tatsächlichen Straftaten zur Anzeige kommt und nur ein Teil davon wiederum in den Medien erwähnt wird.
Dass eine Politikerin über die Sonnenallee in Neukölln flaniert und hinterher der Presse dazu ein Interview darüber gibt, wie bunt und schön doch das Leben hier ist und dass sie selbst ein gelungenes Beispiel für Integration wäre, wird daher mancher Mensch vermutlich als deutliches Symptom der politischen Realitätsverweigerung empfinden und sich vielleicht an die Taktik der Verkäufer von Schrott-Immobilien erinnert fühlen.10 Hinter der schnell aufgetragenen dünnen bunten Farbschicht, die den potentiellen Käufer über die Realität täuschen soll, droht das ganze Gebäude in sich zusammenzufallen. Und so werden in dem Interview auch keine Zahlen präsentiert, nicht differenziert, und das eigene glückliche Schicksal überbewertet. Damit werden die Opfer unsichtbar und niemand übernimmt, für uns erkennbar, Verantwortung. Aber reden, ja das kann sie offensichtlich. Dass in Berlin Neukölln nur dann alles schön ist, solange man nicht grundgesetzlich garantierte Rechte in Anspruch nehmen will, die den Regeln der Clans, und der religiösen oder politischen Extremisten, widersprechen, solange man brav sein Schutzgeld zahlt und wegschaut, wenn das Grundgesetz mit Füßen getreten wird, interessiert viele verantwortliche Politiker in dieser Stadt und im ganzen Land wenig. Mit etwas rhetorischem Zuckerguss schlucken die Bürger auch diese bittere Wahrheit. Die Kapitulation des Rechtsstaates vor der Gewalt wird schöngeredet, bis niemand mehr die Kraft hat, dagegen anzugehen. Und wer das trotzdem versucht, läuft sofort Gefahr zum Rassisten erklärt und damit medial mundtot gemacht zu werden . Nicht gerade die Art, wie in einem Rechtsstaat mit Kritik umgegangen werden sollte. Oder wie es Helmut Schmidt einmal formuliert hat: „Wer Kritik übelnimmt hat etwas zu verbergen“.12
Hoffnung und Ernüchterung
Zum Glück gibt es mutige Ausnahmen. Menschen, die in der Realität leben und nicht auf dem Ponyhof großgeworden sind. Dass auch die Integrationsbeauftragte von Neukölln, Güner Balci, dabei ist, die tagtäglich dichter an den beschriebenen Problemen dran ist, als jeder Politiker und Journalist es je sein werden, macht uns zum ersten Mal begründete Hoffnung.13 Während Letztere sich jederzeit in ihr sicheres Schneckenhaus zurückziehen können, wenn es brenzlig wird, bleibt sie sicht- und ansprechbar vor Ort. Wir können ihr dafür nicht genug danken.
War „früher“ der Einsatz eines Messers bei Auseinandersetzungen allgemein als unfair geächtet, lässt das von der Politik und den Medien hartnäckig und vorsätzlich ignorierte Dunkelfeld vermuten, dass der gewaltsame Tod von Unschuldigen heute spätestens überall da lauert, wo ein verantwortungsbewusster Bürger versucht, so die notwendige „Sozialkontrolle“ auszuüben, die eine Gesellschaft erst lebenswert macht. Dazu gehört heute schon Todesmut und nicht nur die, von Bundespolitikern aus ihrem sicheren Käfig aus gepanzerten Fahrzeugen und Personenschutz heraus, beschworene Zivilcourage, die sie selbst niemals aufbringen müssen.
Die Macht der Worte
Von Politkern erwartet der Bürger Intelligenz, Bildung, Mut, Unabhängigkeit, Patriotismus und die Bereitschaft, sich für das Wohl unseres Staates und das seiner Bürger einzusetzen. Das ist heute ein meist unerfüllbarer Wunsch, wie wir in unserem Beitrag „Die Angst vor dem Shitstorm“ dargelegt haben.
Die politisch Verantwortlichen können jederzeit auf die Vergesslichkeit ihrer Wähler und auf ihr perfektes „Framing“14 und „Wording“15 - die giftigen Seiten der schwarzen Rhetorik16 - hoffen, die perfekt auf die Psychologie der Masse der Bürger abgestimmt ist und die manchmal, nur mit anderen Vorzeichen, direkt aus dem Sprachbaukasten der Nationalsozialisten zu kommen scheinen. Kein Wunder, dass christliche Werte, die auf Versöhnung, Frieden und Dialog setzen, dabei unter die Räder kommen. Schon wieder ist in Deutschland politisch motivierte Gewalt, bis hin zu Mord und Totschlag en vogue. Solange jedenfalls, wie sie aus der „richtigen“ Ecke kommt. Mit Menschen, die für diese kranke Ideologie eine Gefahr darstellen und ermordet werden, müssen wir neuerdings, und das hatten wir schon einmal, auch kein Mitleid mehr empfinden, wie in den „sozialen“ und öffentlich-rechtlichen Medien zu lesen ist17. Wenn der Faschismus wieder kommt, wird er nicht sagen ich bin der Faschismus. Er wird sagen, ich bin der Antifaschismus18. Ein Zitat, dass einem heute nicht mehr aus dem Kopf gehen will, wenn man die aktuelle politische Diskussion verfolgt.
1 Blick - Der Soundstil der Stunde kommt aus den übelsten Ecken von Chicago und London
2 ZDFheute - Gewalt an Schulen: Messergewalt unter Jugendlichen nimmt zu
3 BZ Berlin - Erste Berliner Freibäder mit Stacheldraht!
4 Lübecker Nachrichten - Fun Parc Trittau: Diskothek in Stormarn schließt endgültig - tödliche Messerstecherei als Tiefpunkt
5 Die Rheinpfalz - Lage rund ums Einkaufszentrum: Was die Behörden für die Sicherheit tun
6 Tagesspiegel - Knapp 750 Messerangriffe darunter: Mehr als 35.500 Gewaltdelikte 2024 an Schulen in Deutschland
7 Bild - Messer-Angriff an Grundschule in Berlin: Junge (12) schwer verletzt
8 Tag24 - Blutiger Streit an Schule in Lichtenberg: 16-Jähriger zieht Messer
9 Tagesspiegel - Nach Drohungen von Kita-Vater: kein politisch-islamisches Motiv
10 BZ Berlin - Kiziltepe: Darum fühlt sie sich auf der Sonnenallee wohl
11 BZ Berlin - Kiziltepe von Nachbarn von Schöneberger Sozialhotel angezeigt
12 Augsburger Allgemeine - Interview: Was würde Helmut Schmidt dazu sagen?
13 Welt - „Markus Lanz“: „Migranten finden das selbst lächerlich“, sagt die Integrationsbeauftragte
14 Framing: Wer die Deutung bestimmt, bestimmt die Grenzen der Debatte. Beispiel: Statt nüchtern über Messerangriffe zu sprechen, wird das Gespräch auf „gesellschaftliche Schuld“ gelenkt. Der gesamte Deutungsrahmen wird so gesetzt, dass nur noch eine Lesart möglich scheint. Statt über konkrete Sicherheitsprobleme zu sprechen, wird die Diskussion in das Raster „Schuld der Mehrheit“ vs. „Opferstatus der Minderheit“ gezwungen.
15 Wording: Begriffe wie „Racial Profiling“ oder „Erbschuld“ laden Debatten emotional auf und verschieben den Fokus. Einzelne Begriffe werden so gewählt, dass sie Emotionen hervorrufen. Wer z. B. von „Erbschuld“ spricht, setzt sofort eine moralische Hierarchie, in der der Einzelne keine Chance hat.
16 Schwarze Rhetorik: Zielt nicht auf Überzeugung, sondern auf Ausschaltung des Gegners durch moralische Diskreditierung. Gustave Le Bon hat in seiner „Psychologie der Massen“ beschrieben, dass das Individuum in der Masse leicht seine kritische Distanz verliert. Handlungen entstehen dann nicht mehr aus Überlegung, sondern aus Ansteckung, Suggestion und Emotion. Dieser Mechanismus ist in den sozialen Medien heute alltäglich: Sie erzeugen eine künstliche digitale Masse, in der sich Botschaften nicht nach Fakten, sondern nach emotionaler Schlagkraft verbreiten.
17 Stuttgarter Zeitung - Shitstorm wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Social-Media-Pause ein
18 Uni Saarland - Gröpl, Majer - Der Wolf im Schafspelz - Die „Causa Maaßen“ und das „Canceln“ von Autoren